Das Ringheiligtum Pömmelte

Das Ringheiligtum Pömmelte gilt als deutsches „Stonehenge“

Am Tor blicken weiße Holzschädel auf den Besucher herab. In leuchtend rote Pfähle wurden die Symbole für Äxte geschnitzt. Man findet geheimnisvolle Gräben und Symbole für Himmelskörper. Auf einer Reihe von großen hölzernen Tafeln, die Hinkelsteinen gleichen, heben sich mystische Zeichen ab. "Das könnte eine Art Ahnengalerie gewesen sein", erklärt der Archäologe Dr. André Spatzier. Er und seine Kollegen haben sich ausgemalt, wie es in Pömmelte bei Schönebeck (Elbe) vor über 4000 Jahren ausgesehen haben könnte. Basierend auf ihren archäologischen Ausgrabungen ließ der Salzlandkreis ein bedeutendes steinzeitliches Rondell wiederaufbauen: Das Ringheiligtum Pömmelte.

Das Ringheiligtum Pömmelte ist die neue Station der archäologischen Tourismusroute "Himmelswege", zu der auch die Arche Nebra gehört. Ausgrabungen in Sachsen-Anhalt zeigen, dass die Menschen bereits seit Jahrtausenden den Himmel beobachten und deuten. Offenbar haben sie ihre religiösen Bräuche an den Geschehnissen in der Natur ausgerichtet.

Mehr erfahren Sie unter www.himmelswege.de

Das Ringheiligtum Pömmelte als eine prähistorische Kreisanlage

Es ist eine prähistorische Kreisanlage, die offenbar mindestens 300 Jahre lang als Kultstätte und eventuell als Machtzentrum der Elite diente. Sie besteht aus sieben ineinander liegenden Ringen: kreisförmig errichtete Holzpalisaden, Erdwälle und Gräben. Durchbrochen werden diese von Toren, durch die an den uralten Jahresfesten die Sonne schien.

In dem Bauwerk sah man wohl einst ein Abbild des Kosmos, in dem die Menschen Kontakt zu den Naturkräften aufnahmen. Bei mystischen Ritualen wurden hier Trinkgefäße aus Keramik zerbrochen und der heiligen Erde übergeben. In Schächten im Kreis graben sowie im Innern der Anlage fand man auch weitere Opfergaben wie Steinbeile sowie Tierknochen als mögliche Speisereste. Die alten Mythen bleiben nicht nur die Thesen der Archäologen. Ab dem Sommer 2016 kann nahe Magdeburg jeder einen kleinen Abstecher vom Elberadweg machen und selbst nachfühlen, wie das Weltbild der Menschen einst ausgesehen hat. Vor Ort informieren Schilder über die archäologischen Funde und deren Bedeutung.

„Diese einzigartige Ringanlage steht auf einer Höhe mit Stonehenge, nur dass in Pömmelte alles aus Holz war und daher vergangen ist“, ist sich der Archäologe Spatzier sicher. Der Aufbau und die vermeintlichen Funktionen der beiden Kreisanlagen sind ähnlich. Im dritten und zweiten Jahrtausend vor Christus waren solche Anlagen auf den Britischen Inseln sehr verbreitet. Es gab sie aber auch in Mitteleuropa, wo sie bereits 2000 Jahre früher eine Blütezeit gefeiert hatten. „Wenn man sich mit der Vorgeschichte in Europa beschäftigt, kommt man auch am Ringheiligtum Pömmelte nicht vorbei. "In mehreren Schächten haben die Archäologen Skelette von Kindern und jungen Frauen entdeckt. Es ist klar, dass sie getötet worden sind", erklärt André Spatzier, der durchaus auch an Menschenopfer denkt. Andererseits könnten sie ebenso bei einem Überfall in der Nähe umgekommen und im Heiligtum begraben worden sein. Nachweislich befinden sich Gräberin der Osthälfte des Rondells: Junge Männer, vielleicht Krieger, in Fötusstellung, das Gesicht deraufgehenden Sonne zugewandt. Scheinbar hofften sie auf eine Wiedergeburt. Sogar die Spuren einer noch älteren Grabhütte für eine Führungspersönlichkeit wurden entdeckt.

Der Status dieses Mannes wird durch seine Grabbeigaben deutlich: eine wertvolle Streitaxt und ein Beil aus Feuerstein. Diese Menschen wurden in einer Zeit bestattet, die für dieweitere Entwicklung Europas sehr wichtig war: Die Epoche der Jungsteinzeit ging in die frühe Bronzezeit über. In Pömmelte feierten nicht nur mehrere Jahrhunderte lang Generationen von Menschen ihre Zeremonien und opferten ihre Weihegaben. Am faszinierendsten ist, dass sie unterschiedlichen archäologischen Kulturen angehörten.

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